In Emmerting ist die Vielfalt der Nationen ein Schatz

Wer weiß schon, dass Emmerting, eine Kommune mit etwas über 4000 Einwohnern 35 Nationen beherbergt und das schon seit vielen Jahren? – Aus den Erfahrungen mit dieser Mikro-Multi-Kulti-Welt initiierte Giesela Kriegl, 3.Bürgermeisterin in der Gemeinde einen Deutschkurs für Ausländer, der am 9. Januar 2015 mit 12 Teilnehmern startete. 

Frau Kriegl, Sie haben bereits als 3.Bürgermeisterin viele Verpflichtungen, leiten zusätzlich das Familien- und Schulreferat, sind auch noch berufstätig und außerdem Mutter von drei schulpflichtigen Kindern, wenn man nur einmal Ihre wichtigsten Aufgaben erwähnt.  Wie kam es dass Sie sich nun auch noch um das Thema Integration kümmern?

Frau Kriegl: „Das entstand unmittelbar aus meinen originären Aufgaben und meinen bisherigen Erfahrungen. Mit der Schulleitung der Grundschule Emmerting sowie den Kita-Leiterinnen halte in regelmäßig einen „runden Tisch“ ab, um mich über deren Bedürfnisse und Probleme aus erster Hand zu informieren. Ein vorrangiges Thema war in letzter Zeit die Erfahrungen mit Kindern von nicht deutschsprachigen Eltern. Es zeigte sich, dass sich die Kinder zwar schnell an die deutsche Sprache gewöhnten, die Mütter jedoch selbst nach einigen Jahren meist noch sehr schlecht oder gar nicht Deutsch sprachen. Es ist aber gerade in der Grundschule so wichtig, dass die Kinder in den ersten Jahren auch zu Hause unterstützt werden und eine zusätzliche Starthilfe bekommen. Die Anforderungen steigen kontinuierlich und die Schule kann nicht alles alleine leisten. Hier sind vor allem die Mütter gefordert. Bis jetzt kam es jedoch oft vor, dass eher die Kinder als Dolmetscher für ihre Mutter einsprangen, anstatt dass sie Beistand für die Schule bekamen. Durch diese mangelnde Unterstützung werden Migrantenkinder gegenüber deutschen deutlich in ihren zukünftigen Berufschancen benachteiligt.“

Gibt es noch weitere Gründe, warum Sie sich so intensiv mit dem Thema Integration befassen? –

Fr. Kriegl: „ Wir haben festgestellt, dass in unserer Gemeinde in den letzten zehn Jahren der Anteil von nicht-deutschstämmigen Einwohnern deutlich gestiegen ist. Auch wenn er mit einer Zahl von ca. 300 immer noch vergleichbar gering ist müssen wir davon ausgehen, dass sich dieser Trend in den nächsten Jahren noch verstärken wird. Darauf wollen wir gut vorbereitet sein, damit die Integration weiterhin optimal funktioniert.“

Welche Lösungsansätze hat die Gemeinde Emmerting bzw. haben Sie persönlich für dieses schwerwiegende Problem? – Fr. Kriegl: „Wir haben die aktuelle Situation vor allem mit den Kriegsflüchtlingen zum Anlass genommen ein brauchbares Konzept zu entwickeln, das sowohl die bisherigen Defizite der Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund als auch vorausschauend die neuen Herausforderungen abdeckt. Deshalb haben wir nun einen Integrationskurs für Deutsch ins Leben gerufen, der am vergangen Freitag startete. Der Kurs bietet eine gute Starthilfe, weil er vor allem alltagstauglich ist und das Erlernte damit sofort in der Praxis zum Einsatz kommt.

Wie viele Teilnehmer haben sich gemeldet? – Fr. Kriegl: „Auf unseren Aufruf an die Emmertinger Eltern haben sich bis dato acht Personen gemeldet, von daher waren noch Kapazitäten frei und wir  konnten noch vier syrische Flüchtlinge aufnehmen, die in Burgkirchen untergebracht sind. Sie wollen unbedingt so rasch wie möglich Deutsch lernen und nutzen daher unser Angebot zusätzlich zu ihrem Deutschkurs vor Ort.“

Wie ist der Kurs organisiert und wer trägt die Kosten? – Fr. Kriegl: „Der Kurs besteht aus insgesamt zehn Einheiten, jeweils einmal pro Woche am Freitag. Weitere Kursblöcke folgen nach der Ferienpause bis zum Ende des Schuljahres. Jeder der Bedarf hat, kann teilnehmen. Wir sind in der glücklichen Lage, dass sich für den Unterricht insgesamt vier Ehrenamtliche zur Verfügung gestellt haben, davon eine hauptamtliche Lehrerin unserer Grundschule in Ruhestand, alle jedoch mit einschlägigen Erfahrungen, sodass immer mindestens zwei Helfer gleichzeitig unterrichten. Das Arbeitsbuch zahlt jeder Kursteilnehmer selbst, den Unterrichtsraum stellt unsere Schule zur Verfügung, staatliche Zuschüsse beansprucht unsere Gemeinde nicht.“

Frau Kriegl, was motiviert Sie, dass Sie sich bei all Ihren umfangreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten, mit so viel Begeisterung zusätzlich auch noch für die Integration engagieren?

Fr. Kriegl: „Schon in der Kindergartenzeit mit meinen eigenen Kindern wurde ich mit Kinder und Eltern nicht-deutscher Muttersprache vertraut. Ich lernte ihre Schwierigkeiten kennen, aber auch den kulturellen Reichtum, den sie aus ihren Heimatländern zu uns mitgebracht haben. Daher kann ich nur sagen, dass die Vielfalt der Nationen für uns ein Schatz ist.“

Ihre Gemeinde feiert in diesem Jahr ihr 1200jähriges Bestehen. Können Sie uns schon etwas darüber verraten? –

Fr. Kriegl: „ Es wird ein umwerfendes Fest geben, soviel steht jetzt schon fest. Ein Highlight wird am 24. Juli ein großes Multi-Kulti-Familienfest mit allen Kindern unter dem Motto  „Emmerting ist bunt“ sein, an dem sich  Kinderkrippe, Kindergärten und Schule beteiligen werden. Ich freue mich jetzt schon darauf“.

1. Bürgermeister, Stefan Kammergruber

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